Mein Debüt beim Interactive Fiction Grand Prix: Platz vier und trotzdem ein Gewinn

Der Interactive Fiction Grand Prix 2025 ist vorbei – ein kleiner, aber feiner Wettbewerb für Liebhaber textbasierter Spiele. Dieses Jahr war ich mit meinem ersten öffentlichen Spielbeitrag dabei: „Der Finale Tag“, ein nachdenkliches, aber auch humorvolles Textadventure über das Leben, den Tod und alles, was dazwischen liegt.

Auch wenn mein Spiel auf dem vierten Platz gelandet ist – bei insgesamt vier Einreichungen – bin ich alles andere als enttäuscht. Im Gegenteil: Der Wettbewerb war für mich ein wichtiger Meilenstein auf meinem Weg als Entwickler interaktiver Fiktion. In diesem Beitrag möchte ich nicht nur die Ergebnisse teilen, sondern auch darüber sprechen, was ich aus dem Wettbewerb gelernt habe – und warum ich mich schon auf das nächste Mal freue.

Ein kurzer Blick auf den IF Grand Prix

Der Interactive Fiction Grand Prix ist ein deutschsprachiger Wettbewerb, der sich ganz der Welt der interaktiven Erzählspiele widmet. Ob klassische Parser-Spiele, Choice-based Games oder experimentelle Formate – erlaubt ist, was kreativ ist und Geschichten auf unkonventionelle Weise erzählt.

Im Gegensatz zu internationalen Wettbewerben wie der Interactive Fiction Competition (IFComp) richtet sich der IF Grand Prix gezielt an den deutschsprachigen Raum. Das bedeutet: kleinere Reichweite, aber auch direkteres Feedback und ein persönlicherer Austausch innerhalb der Community.

In diesem Jahr gab es vier Beiträge. Die Bewertung erfolgte ausschließlich durch interessierte Spieler aus der Community – also durch diejenigen, die sich die Zeit genommen haben, die Spiele zu spielen und zu bewerten. Die Abstimmung fiel dabei erstaunlich knapp aus – die Punktedifferenz zwischen Platz 1 und Platz 4 war gering. Jeder Beitrag hatte seine Stärken, und ich gratuliere allen anderen Teilnehmern herzlich. Besonders dem verdienten Gewinner gebührt Respekt für ein rundes, durchdachtes Spielkonzept, das inhaltlich wie formal überzeugt hat.

Mein Spiel "Der Finale Tag" erringt den vierten Platz beim IFGP25 - und ich freue mich riesig darüber

Mein Beitrag: „Der Finale Tag“

Mit „Der Finale Tag“ habe ich mich zum ersten Mal getraut, ein eigenes Spiel einer breiteren Öffentlichkeit zu zeigen. Das Spiel ist eine Mischung aus interaktiver Kurzgeschichte, Choice-based Fiction und spielerischer Selbstbefragung: Der Spieler befindet sich im Jenseits und wird zu seinem Leben befragt – auf teils ernste, teils absurde Weise.

Es geht um Erinnerungen, Entscheidungen, verpasste Chancen und persönliche Höhepunkte. Vieles ist autobiografisch inspiriert, manches frei erfunden. Immer wieder bricht das Spiel mit Erwartungen – unter anderem durch den Einsatz von humorvollen Texten, Musik und grafischen Elementen, bei denen ich auf generative KI zurückgegriffen habe.

Dass „Der Finale Tag“ am Ende auf Platz vier landete, mag nüchtern betrachtet nicht besonders spektakulär wirken. Doch für mich ist allein die Teilnahme ein Erfolg. Ich habe ein vollständiges Spiel veröffentlicht, öffentliches Feedback erhalten und mich zum ersten Mal sichtbar in der deutschsprachigen Interactive-Fiction-Szene positioniert. Das ist mehr, als ich zu Beginn des Jahres zu hoffen gewagt hätte.

Was ich gelernt habe

1. Feedback ist Gold wert

Einer der größten Gewinne des Wettbewerbs war das ausführliche, ehrliche und konstruktive Feedback, das ich von Spielern erhalten habe. Lob für Idee und Atmosphäre, Hinweise auf Schwächen im Pacing, Verbesserungsvorschläge für die Benutzerführung – all das hilft mir, „Der Finale Tag“ weiterzuentwickeln und künftig noch bessere Spiele zu machen.

Besonders berührt haben mich Rückmeldungen, in denen Spieler geschrieben haben, dass sie durch mein Spiel zum Nachdenken gekommen sind – über das eigene Leben, über Entscheidungen, über Abschiede. Solche Reaktionen zeigen mir, dass das Medium Interactive Fiction mehr kann als reine Unterhaltung.

2. Technische Umsetzung ist wichtig – aber nicht alles

Natürlich gab es auch technische Kritikpunkte: Die Benutzeroberfläche könnte intuitiver sein, einige Übergänge flüssiger. Und ja, manche Szenen hätten mehr Tiefe verdient. Aber gleichzeitig wurde auch deutlich, dass Stil, Ton und Idee stark genug waren, um die Schwächen im Detail zumindest teilweise auszugleichen.

In Zukunft werde ich stärker auf Usability, Zugänglichkeit und Lesefluss achten – ohne die kreative Freiheit einzuschränken, die für mich den Reiz der Narrativen Spieleentwicklung ausmacht.

3. Veröffentlichen ist der erste Schritt zur Verbesserung

Der größte Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist der Moment, in dem man etwas tatsächlich veröffentlicht. Plötzlich ist das eigene Werk kein internes Projekt mehr, sondern steht in der Öffentlichkeit – mit allen Chancen und Risiken. Der IF Grand Prix war für mich genau dieser Schritt: raus aus dem stillen Kämmerlein, rein in die Öffentlichkeit.

Ich habe viel über mich gelernt: über meinen Stil, über meine technischen Fähigkeiten, über mein Verhältnis zur Kritik. Und ich weiß jetzt: Ich will weitermachen.

Wie es weitergeht

Ich habe vor, „Der Finale Tag“ weiterzuentwickeln – auf Basis des gesammelten Feedbacks. Es gibt bereits konkrete Ideen für eine überarbeitete Version: mit zusätzlichen Enden, neuen Pfaden, besserer Navigation und noch mehr erzählerischer Tiefe.

Mehr dazu werde ich in einem eigenen Blogartikel erzählen, sobald die neuen Inhalte in Arbeit sind.

Darüber hinaus arbeite ich bereits an weiteren Textadventures und interaktiven Geschichten, die ganz andere Themen und Genres behandeln. Die Erfahrungen aus dem IF Grand Prix fließen dabei natürlich mit ein – sowohl technisch als auch erzählerisch.

Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb

Der Interactive Fiction Grand Prix 2025 ist vorbei, aber der nächste Wettbewerb kommt bestimmt. Und diesmal werde ich noch besser vorbereitet sein – mit mehr Erfahrung, mehr Selbstvertrauen und neuen Ideen.

Ich hoffe, dass noch mehr Entwickler den Mut finden, ihre Geschichten in Form von Interactive Fiction zu erzählen. Das Genre verdient mehr Sichtbarkeit – nicht nur wegen seiner künstlerischen Möglichkeiten, sondern auch, weil es die Grenzen zwischen Spiel und Literatur, zwischen Entscheidung und Erzählung immer wieder neu auslotet.

Fazit: Vierter Platz, erste Veröffentlichung, viele Erkenntnisse

Auch wenn ich beim diesjährigen IF Grand Prix nicht auf dem Treppchen stand, fühle ich mich wie ein Gewinner. Denn ich habe den wichtigsten Schritt getan: Ich habe ein eigenes Spiel veröffentlicht – mit Herzblut, mit Persönlichkeit, mit Mut.

Ich danke allen, die mein Spiel gespielt, bewertet oder kommentiert haben. Und ich gratuliere den anderen Teilnehmern zu ihren großartigen Beiträgen. Der Wettbewerb war knapp, fair und inspirierend.

Und wer weiß: Vielleicht wird „Der Finale Tag“ ja nicht nur mein erstes Spiel, sondern der Anfang einer kleinen Karriere in der Welt der Interactive Fiction.

Bleibt dran – und bleibt neugierig!

Danke an alle, die mein Spiel "Der Finale Tag" gespielt, bewertet oder kommentiert haben.